Es ist Sonntag, der 03. August 2008, wir stehen heute sehr früh auf und frühstücken bereits um 06.00 Uhr mit Bischof Jean Damascéne. Eine dreiviertel Stunde später sitzen wir in unserem Minibus und die Fahrt geht über holperige Sandpisten, Schlaglöcher und unbefestigte Straßen nach Nyabitimpo an die burundische Grenze. Wir sind dort zu einer Priesterweihe eingeladen und aus Platzgründen fahre ich mit Evariste im Geländewagen vorweg. Wenige Kilometer nach Cyangugu treffen wir auf eine Gruppe Menschen welche scheinbar aufgeregt am Straßenrand um eine Person herumstehen. Der Mann liegt am Boden und hält sich den Fuß, er hat sichtlich Schmerzen. Einige Meter weit weg liegt ein Fahrrad und ein Geländewagen steht mit zersplitterter Windschutzscheibe seitlich im Graben. Schnell wird klar, dass hier ein Verkehrsunfall passiert sein muß. Evariste und ich eilen den Menschen zur Hilfe, der Fuß des Mannes ist übel verdreht, wohlmöglich gebrochen. Er hat zahlreiche Schürfwunden und klagt über Schmerzen. Evariste fährt ihn mit dem Geländewagen ins Krankenhaus während ich wieder in den Minibus umziehe. Nach etwa drei Stunden Fahrt, halbplatten und übel nach Gummi stinkenden Reifen kamen wir in Nyabitimpo an.
Es erinnerte ein bißchen an die Bergpredigt, so oder so ähnlich muß es wohl gewesen sein: tausende, ich schätze es waren 4000 bis 6000 Menschen, standen oder saßen uns auf einem Hügel gegenüber, während vor uns, dem Hügel gegenüber den Menschen, Bischof Jean Damascéne die Messe und Priesterweihe zelebrierte. Eine atemberaubende und beeindruckende Kulisse. Zahlreiche Ehrengäste, Politiker und Geistliche waren geladen. Die sehr schöne und feierliche Messe, begleitet von drei Chören, dauerte beinahe vier Stunden und es war unser erster sonniger, nur leicht bewölkter Tag in Afrika.
Nach der Messe werden wir in das Gemeindezentrum geführt und können uns erfrischen bevor die Feier anläßlich der Priesterweihe beginnt, ständig begleitet von neugierigen Blicken nehmen wir etwas später wieder unsere Plätze ein.
Nach der Feier sind wir eingeladen, zu Speis und Trank in einem extra abgegrenzten Bereich. Durch die offenen Tore der als Sichtschutz aufgestellten Planen schauen uns zahlreiche Kinder beim Essen zu, vielleicht zwanzig, dreizig oder mehr Kinder, teilweise armselig bekleidet und immer wieder von den Ordnern weggescheucht, wenn sie zu Nahe kommen, um zu betteln. Ich fülle mir die Hosentaschen mit gekochten Eiern, packe mir in die Innentasche meines Jackets eine volle Fanta-Flasche und schleiche mich hinaus, ein kleiner Jungen folgt mir freudig. Ich schäme mich innerlich und bin froh, als das Essen endlich vorbei ist.
Am späten Abend kommen wir in Cyangugu an, das Internet funktioniert und ich kann einen kurzen Bericht absetzen. Nach dem Abendessen fängt es an zu regnen und mit Kopfschmerzen lege ich mich heute schlafen.