Sonntag, 03. August 2008, 21.30 Uhr, wir haben gerade mit dem Bischof Jean Damascène zu Abend gegessen, Huehnchen, gekochte Bananen, Kartoffeln und Karotten. Nach jeder Mahlzeit gibt es tropische Fruechte, besonders lecker sind hier die Bananen. Diese wachsen auf unzaehligen kleinen Plantagen zwischen den Huegeln und Taelern Ruandas, sie sind hier viel kleiner und schmecken unbeschreiblich gut – nicht zu vergleichen mit unserer EU-genormten Importbanane!
Mittlerweile hat es angefangen zu regnen und wir hoffen, morgen endlich einen sonnenklaren Tag zu haben, die meiste Zeit war es bislang zwar um die 25 bis 30 Grad warm, jedoch bewoelkt und die Weitsicht ueber das Land hinweg getruebt.
Am vergangenen Freitag, den 01. August, stand nun zunaechst unser erster Besuch in Shangi auf dem Programm, dort trafen wir auch Agnes wieder, unsere Dolmetscherin, sie hatte bei Ihrer Familie uebernachtet.
Der Empfang in Shangi war sehr herzlich und es begruessten uns viele alte Bekannte und Freunde die uns auch zum Weltjugendtag besucht hatten. Im baufaelligen Gemeindesaal, ein Architekt oder Statiker wuerde wohlmoeglich nicht einen Schritt weit in das Gebaude gehen, trafen wir schliesslich Vertreter saemtlicher Gruppen und Interessengemeinschaften. Berthe vertrat als Sprecherin alle Gruppen und stellte deren Taetigkeiten und bislang erreichten Erfolge vor – so treffen sich z. B. jeden dritten Tag Schuelergruppen, die einmal die Partnerschaft zwischen Shangi und St. Martin weiterfuehren werden. Berthe berichtete, dass einige der durch den Schuelerfond unterstuetzten Kinder und Waisen des Genozids mittlerweile die Schule erfolgreich abgeschlossen haben. Die heute Erwachsenen haben zum Teil auch schon eigene Familien gegruendet. Darueberhinaus haben sich viele Gruppen gefestigt und fuehren ihre Arbeit erfolgreich fort. Es hat sich mittlerweile auch eine Gruppe AIDS-Kranker gegruendet, die ueber die Krankheit aufklaeren moechte und HIV-infizierte Menschen beratend zur Seite steht. Etwa 150 Kranken sei so schon Hilfe zugekommen und ihr Leben konnte durch die Verteilung kostenloser und durch den Staat bereitgestellter Medikamente erleichtert werden. Ueberdies erhalten sie Hilfe und Beratung bei der Zubereitung besonderer Schonkost.
Pfarrer Kaiser traf es trefflich, “Die Baeume unserer Partnerschaft, der Orangenbaum in Shangi und der Apfelbaum in Kaiserslautern, tragen Fruechte.”
Alle Gruppen bedanken sich herzlich fuer die Unterstuetzung aus St. Martin, die gerade nach dem Erdbeben wieder erforderlich ist.
Shangi wurde von dem Beben schwer getroffen und wir koennen leider die ersten Berichte und Befuerchtungen ueber das Ausmass der Zerstoerungen bestaetigen: die Schule liegt in Truemmern und ist restlos zerstoert, die Kirche ist schwer beschaedigt, vieles muss hier ganz abgerissen und repariert werden. Der Gemeindesaal, das Gemeindezentrum, die Unterkuenfte, die Strom- und Wasserversorgung nichts funktioniert mehr bzw. ist erheblich beschaedigt und muss neu aufgebaut werden, ebenso die Haeuser der ca. 1200 vom Erdbeben getroffenen Familien und Privathaushalte. Ueberall liegen Truemmer, reissen Graeben Loecher in die Landschaft oder sind noch brauchbare Backsteine bereits aussortiert und aufgeschichtet – katastrophal!
Nach der Besprechung und den Besichtigungen in Shangi fuhren wir weiter nach Bumazi, Mwezi und Giheko – ueberall bot sich ein aehnliches Bild und viele Gebaeude sind durch das Erdbeben beschaedigt oder zerstoert worden. Die Menschen empfangen uns freudig und voller Hoffnung, Trauer, Verzweiflung und doch wieder lebensfroh und herzlich – es ist nicht zu beschreiben.
Nach einem verspaetetem Mittagessen bei Pfarrer Eugène in Mwezi und der Besichtigung des Krankenhauses in Mibilizi fuhren wir ueber holperige Sandpisten und bei bereits eingebrochener Dunkelheit zurueck nach Cyangugu.
Am naechsten Tag fahren wir erneut nach Shangi, es wird der Tag unseres Partnerschaftsfests sein – doch darueber werde ich morgen berichten, sofern es mit dem Internet klappt!