Eine Bestandsaufnahme und Bericht zur Ruandareise von Christian Stich.
zum Bericht:
25 Jahre Partnerschaft – Eine Bestandsaufnahme
Eine Bestandsaufnahme und Bericht zur Ruandareise von Christian Stich.
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25 Jahre Partnerschaft – Eine Bestandsaufnahme
Nachstehend die Pressemitteilungen zu unseren Jubiläumsfeiern und der Ruandareise. Sie können die Berichte downloaden und veröffentlichen. Bitte setzen Sie uns über Ihre Veröffentlichung in Kenntnis.
Pressemitteilung: Jubiläum und Besuch in St. Martin
Pressemitteilung: Jubiläum und Besuch in Ruanda
Für Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Kath. Pfarrgemeinde St. Martin
Ausschuß Weltkirche
Spittelstraße 4
67655 Kaiserslautern
Tel.: 0631-93183
Das Reisetagebuch habe ich nun mittlerweile um einige Bilder ergänzt und auch die ersten Lücken zwischen den Tagen füllen sich mit Nachtragsberichten. Die Verantwortlichen unserer Pfarrei und unserer Partnergemeinden in Ruanda haben nun einiges zu tun, Berichte, Briefe und Präsentationen sind zu fertigen, Telefonate zu führen, Anträge zu formulieren, weiterzuleiten usw. Es tut sich was und unserer Reise war hoffentlich nicht umsonst.
Ob uns der Alltag wieder hat? Ein stückweit vielleicht, doch etwas ist anders – zum ersten Mal schaue ich im Supermarkt bewußt auf das Auszeichnungsetikette: die Bananen kommen aus Südamerika, die Äpfel aus Neuseeland usw. Ich erinnere mich an den süßlichen Geschmack der Früchte in Ruanda, nicht zu vergleichen. Heute gehe ich ohne Bananen nach Hause, mit Äpfel und einem Salat vom Bauern nebenan.
Am 07.08.2008, gegen 21.00 Uhr, verlassen wir mit einer Stunde Verspätung den afrikanischen Kontinent, um ihn einige Minuten später zur Zwischenlandung in Uganda nochmals zu berühren. Nach 9 Stunden erreichen wir schließlich Europa und landen um 06.05 Uhr in Brüssel – es ist wesentlich kühler in Belgien und während unserer Fahrt nach Kaiserslautern fängt es an zu regnen. Nach einen Tankstop in Luxemburg kommen wir wohlbehalten in Kaiserslautern an und werden dort von unseren Angehörigen, Freunden und Arbeitskollegen herzlich empfangen.
Wir können auf erlebnisreiche Tage in Ruanda zurückblicken und freuen uns, bereits am kommenden Sonntag in den Gottesdiensten darüber berichten zu können.
Nachdem es die letzten Tage mit einer stabilen Internetverbindung leider nicht mehr geklappt hat, berichte ich heute, am 07. August 2008, aus dem Koordinationsbüro in Kigali. Es ist der Tag unserer Abreise und wir haben uns bereits vorgestern aus Shangi und der Diözeses Cyangugu verabschiedet. Die Berichte der Erlebnisse der vergangenen Tage, über das Fest in Shangi, unsere fünfstündige Fahrt über Sandpisten an die burundische Grenze, der Besichtigung eines Wasserkraftwerks und der größten Solaranlage Afrikas, über die Eindrücke der Begegnungen mit Opfern des Erdbebens und an AIDS oder TBC erkrankten Menschen, über unseren Besuch im „Incuti-Lädchen“ und über vieles mehr, werde ich dann noch nachreichen.
Die Eindrücke waren überwältigend und wir konnten ein wenig erahnen wie das tatsächliche Leben hier in Ruanda ist, welche Hoffnungen die Menschen in uns setzen und auf welch vielfältige Weise sie versuchen ihren Alltag zu meistern, um zu überleben.
Die letzten Tage hatten wir überdies noch etliche offizielle Termine wahrgenommen und es bleibt kaum Zeit zum Verschnaufen. Heute ist, nachdem wir vom Erzbischof in Kigali empfangen wurden, die Abschlussbesprechung mit allen Beteiligten aus Shangi, Muyange, Cyangugu, mit unserem Ingenieur Herrn Farrenkopf und dem Architekten der Diözese sowie Herrn Nieden aus dem Koordinationsbüro. Ich denke, wir können auf ein positives und zuversichtliches Ergebnis blicken, um die Situation nach dem Erdbeben in unseren Partnergemeinden wieder ein wenig zu verbessern.
Wir werden später noch u. a. die Gedenkstätte der Opfer des Genozids besuchen und uns am Nachmittag auf den Weg zum Flughafen machen. Unser Flieger startet dann voraussichtlich um 19.55 Uhr, ruandesischer Zeit! – also plus-minus „X“ ;-)
Planmäßige Ankunft in Brüssel wird voraussichtlich morgen früh um 06.40 Uhr sein, bis nach Kaiserslautern dürften wir dann nochmals vier bis fünf Stunden unterwegs sein. Sofern es sich einrichten läßt gebe ich aus Brüssel kurz Bescheid.
Bis dahin, und auf besonderen Wunsch von Christian, schicke ich Euch ein fröhliches „Hasta Bananas“, und sende zum letzten Mal, mit Vorfreude auf eine anständige Dusche und doch auch mit ein wenig Wehmut das Land und unsere Freunde verlassen zu müssen, Grüße aus Ruanda!
Sonntag, 03. August 2008, 21.30 Uhr, wir haben gerade mit dem Bischof Jean Damascène zu Abend gegessen, Huehnchen, gekochte Bananen, Kartoffeln und Karotten. Nach jeder Mahlzeit gibt es tropische Fruechte, besonders lecker sind hier die Bananen. Diese wachsen auf unzaehligen kleinen Plantagen zwischen den Huegeln und Taelern Ruandas, sie sind hier viel kleiner und schmecken unbeschreiblich gut – nicht zu vergleichen mit unserer EU-genormten Importbanane!
Mittlerweile hat es angefangen zu regnen und wir hoffen, morgen endlich einen sonnenklaren Tag zu haben, die meiste Zeit war es bislang zwar um die 25 bis 30 Grad warm, jedoch bewoelkt und die Weitsicht ueber das Land hinweg getruebt.
Am vergangenen Freitag, den 01. August, stand nun zunaechst unser erster Besuch in Shangi auf dem Programm, dort trafen wir auch Agnes wieder, unsere Dolmetscherin, sie hatte bei Ihrer Familie uebernachtet.
Der Empfang in Shangi war sehr herzlich und es begruessten uns viele alte Bekannte und Freunde die uns auch zum Weltjugendtag besucht hatten. Im baufaelligen Gemeindesaal, ein Architekt oder Statiker wuerde wohlmoeglich nicht einen Schritt weit in das Gebaude gehen, trafen wir schliesslich Vertreter saemtlicher Gruppen und Interessengemeinschaften. Berthe vertrat als Sprecherin alle Gruppen und stellte deren Taetigkeiten und bislang erreichten Erfolge vor – so treffen sich z. B. jeden dritten Tag Schuelergruppen, die einmal die Partnerschaft zwischen Shangi und St. Martin weiterfuehren werden. Berthe berichtete, dass einige der durch den Schuelerfond unterstuetzten Kinder und Waisen des Genozids mittlerweile die Schule erfolgreich abgeschlossen haben. Die heute Erwachsenen haben zum Teil auch schon eigene Familien gegruendet. Darueberhinaus haben sich viele Gruppen gefestigt und fuehren ihre Arbeit erfolgreich fort. Es hat sich mittlerweile auch eine Gruppe AIDS-Kranker gegruendet, die ueber die Krankheit aufklaeren moechte und HIV-infizierte Menschen beratend zur Seite steht. Etwa 150 Kranken sei so schon Hilfe zugekommen und ihr Leben konnte durch die Verteilung kostenloser und durch den Staat bereitgestellter Medikamente erleichtert werden. Ueberdies erhalten sie Hilfe und Beratung bei der Zubereitung besonderer Schonkost.
Pfarrer Kaiser traf es trefflich, “Die Baeume unserer Partnerschaft, der Orangenbaum in Shangi und der Apfelbaum in Kaiserslautern, tragen Fruechte.”
Alle Gruppen bedanken sich herzlich fuer die Unterstuetzung aus St. Martin, die gerade nach dem Erdbeben wieder erforderlich ist.
Shangi wurde von dem Beben schwer getroffen und wir koennen leider die ersten Berichte und Befuerchtungen ueber das Ausmass der Zerstoerungen bestaetigen: die Schule liegt in Truemmern und ist restlos zerstoert, die Kirche ist schwer beschaedigt, vieles muss hier ganz abgerissen und repariert werden. Der Gemeindesaal, das Gemeindezentrum, die Unterkuenfte, die Strom- und Wasserversorgung nichts funktioniert mehr bzw. ist erheblich beschaedigt und muss neu aufgebaut werden, ebenso die Haeuser der ca. 1200 vom Erdbeben getroffenen Familien und Privathaushalte. Ueberall liegen Truemmer, reissen Graeben Loecher in die Landschaft oder sind noch brauchbare Backsteine bereits aussortiert und aufgeschichtet – katastrophal!
Nach der Besprechung und den Besichtigungen in Shangi fuhren wir weiter nach Bumazi, Mwezi und Giheko – ueberall bot sich ein aehnliches Bild und viele Gebaeude sind durch das Erdbeben beschaedigt oder zerstoert worden. Die Menschen empfangen uns freudig und voller Hoffnung, Trauer, Verzweiflung und doch wieder lebensfroh und herzlich – es ist nicht zu beschreiben.
Nach einem verspaetetem Mittagessen bei Pfarrer Eugène in Mwezi und der Besichtigung des Krankenhauses in Mibilizi fuhren wir ueber holperige Sandpisten und bei bereits eingebrochener Dunkelheit zurueck nach Cyangugu.
Am naechsten Tag fahren wir erneut nach Shangi, es wird der Tag unseres Partnerschaftsfests sein – doch darueber werde ich morgen berichten, sofern es mit dem Internet klappt!
Nachdem die letzten beiden Tage abends keine Internetverbindung moeglich war und der Strom heute zum wiederholten Male ausgefallen ist, jetzt schnell einen kurzen Zwischenbericht, solange der Dieselgenerator noch Energie liefert!
Wir haben gestern in Shangi mit einem grossen Fest die Partnerschaft gefeiert, heute waren wir tief im Sueden Ruands an der Grenze zu Burundi zu einer Priesterweihe eingeladen. Nach den repraesentativen Veranstaltungen der letzten Tage moechten wir nun morgen wieder nach Shangi und dort am Alltagsleben teilhaben und uns die Sorgen und Noete der Menschen anhoeren.
Jetzt treffen wir uns gleich noch mit dem Bischof und ich hoffe, hiernach nochmals eine Internetverbindung in Gang zu kriegen, um ausfuehrlicher zu berichten!
Noch vielen lieben Dank fuer die vielen eMail-Gruesse, ich konnte sie eben noch abrufen!
Es ist Sonntag, der 03. August 2008, wir stehen heute sehr früh auf und frühstücken bereits um 06.00 Uhr mit Bischof Jean Damascéne. Eine dreiviertel Stunde später sitzen wir in unserem Minibus und die Fahrt geht über holperige Sandpisten, Schlaglöcher und unbefestigte Straßen nach Nyabitimpo an die burundische Grenze. Wir sind dort zu einer Priesterweihe eingeladen und aus Platzgründen fahre ich mit Evariste im Geländewagen vorweg. Wenige Kilometer nach Cyangugu treffen wir auf eine Gruppe Menschen welche scheinbar aufgeregt am Straßenrand um eine Person herumstehen. Der Mann liegt am Boden und hält sich den Fuß, er hat sichtlich Schmerzen. Einige Meter weit weg liegt ein Fahrrad und ein Geländewagen steht mit zersplitterter Windschutzscheibe seitlich im Graben. Schnell wird klar, dass hier ein Verkehrsunfall passiert sein muß. Evariste und ich eilen den Menschen zur Hilfe, der Fuß des Mannes ist übel verdreht, wohlmöglich gebrochen. Er hat zahlreiche Schürfwunden und klagt über Schmerzen. Evariste fährt ihn mit dem Geländewagen ins Krankenhaus während ich wieder in den Minibus umziehe. Nach etwa drei Stunden Fahrt, halbplatten und übel nach Gummi stinkenden Reifen kamen wir in Nyabitimpo an.
Es erinnerte ein bißchen an die Bergpredigt, so oder so ähnlich muß es wohl gewesen sein: tausende, ich schätze es waren 4000 bis 6000 Menschen, standen oder saßen uns auf einem Hügel gegenüber, während vor uns, dem Hügel gegenüber den Menschen, Bischof Jean Damascéne die Messe und Priesterweihe zelebrierte. Eine atemberaubende und beeindruckende Kulisse. Zahlreiche Ehrengäste, Politiker und Geistliche waren geladen. Die sehr schöne und feierliche Messe, begleitet von drei Chören, dauerte beinahe vier Stunden und es war unser erster sonniger, nur leicht bewölkter Tag in Afrika.
Nach der Messe werden wir in das Gemeindezentrum geführt und können uns erfrischen bevor die Feier anläßlich der Priesterweihe beginnt, ständig begleitet von neugierigen Blicken nehmen wir etwas später wieder unsere Plätze ein.
Nach der Feier sind wir eingeladen, zu Speis und Trank in einem extra abgegrenzten Bereich. Durch die offenen Tore der als Sichtschutz aufgestellten Planen schauen uns zahlreiche Kinder beim Essen zu, vielleicht zwanzig, dreizig oder mehr Kinder, teilweise armselig bekleidet und immer wieder von den Ordnern weggescheucht, wenn sie zu Nahe kommen, um zu betteln. Ich fülle mir die Hosentaschen mit gekochten Eiern, packe mir in die Innentasche meines Jackets eine volle Fanta-Flasche und schleiche mich hinaus, ein kleiner Jungen folgt mir freudig. Ich schäme mich innerlich und bin froh, als das Essen endlich vorbei ist.
Am späten Abend kommen wir in Cyangugu an, das Internet funktioniert und ich kann einen kurzen Bericht absetzen. Nach dem Abendessen fängt es an zu regnen und mit Kopfschmerzen lege ich mich heute schlafen.
Am Samstag, den 02. August 2008, war es dann endlich soweit: Wir feierten das Jubiläumsfest unserer 25-jährigen Partnerschaft. An diesem Tag sind wir gegen 08.00 Uhr los und nach Shangi gefahren. Die Fahrt dauerte für die etwa 25km lange Strecke knapp 1,5 Stunden. Zwischendurch machten wir noch Halt in Bushenge, im INCUTI-Lädchen. Ein kleiner Laden, der von unserer Pfarrei unterstützt wird und dessen Einnahmen in einen Schülerfonds fließen – „INCUTI“, das bedeutet Freundschaft, Freunde. Es ist ein kleiner überschaubarer Laden von vielleicht 4×4 Meter Grundfläche in dem man so allerlei Sachen, von Toilettenpapier über Batterien bis hin zu Stoffen, kaufen kann. Der Laden hatte bereits geöffnet und die Verkäuferin erzählte uns, dass das Geschäft zufriedenstellend laufen würde. Sie erklärte, dass das Warenangebot etwas größer, vielfältiger und der Laden dadurch attraktiver sein könnte. Die Frau schließt kurzerhand den Laden und wir nehmen sie mit nach Shangi zum Fest.
In Shangi werden wir bereits erwartet und viele, auch unsere Freunde aus Muyange, sind gekommen. Auf dem Weg in die Pfarrei merkte man bereits, dass heute ein besonderer Tag sein muß, die Menschen hatten ihre besten Kleider angezogen und auch wir hatten uns rausgeputzt, insbesondere unsere Frauen. Diese hatten in Shangi, von den dortigen Frauen, jeweils ein traditionelles Kleid genäht bekommen, welches sie zur Feier des Tages trugen.
Gegen 10.00 Uhr begann dann schließlich mit etwa 600 Menschen der feierliche Festgottesdienst in der provisorischen Kirche, einer Konstruktion aus Holzstämmen; Plastikplanen und Wellbleche bilden das Flachdach. Die eigentliche Kirche Shangis ist durch das Erdbeben erheblich beschädigt worden, so dass sie gesperrt werden musste und nicht mehr benutzt werden kann. Die Messe hielt Bischof Jean Damascene, der Gottesdienst dauerte etwa drei Stunden und die Zeit flog nur so dahin. Es gab so viel zu sehen, die Schulkinder welche vorm Altar tanzten, der Kirchenchor und die Gaben welche zur Segnung gebracht wurden. Diese reichten vom einfachen Korb mit Erdnüssen, Reis oder Bananen bis hin zu Hasen, Hühnern und Ziegen. Die Menschen müssen ihre kargen Vorratskammern geleert und ihr wertvollstes mitgebracht haben. Besonders begeistert haben uns die Gesänge des Chors und der Gemeinde – unbeschreiblich wenn mehr als 600 Menschen gemeinsam anfangen zu singen und zu tanzen, begleitet von Trommeln und einem Keyboard!
Nach der Messefeier wurde die Tageszeitung verlesen und wir hatten Gelegenheit, uns mit Wasser oder Cola, Fanta bzw. Sprite zu erfrischen. Währenddessen wurde die Kirche zu einem Festsaal mit Bühnenbereich umgestaltet und die Jubiläumsfeier konnte beginnen.
Es wurden Reden gehalten, viel gelacht, getanzt und gesungen! Ehrengäste aus Politik und der Gemeinde waren geladen, wir erhielten Geschenke und überreichten ebenfalls die unseren sowie das „Partnerschaftstuch“. Am späten Nachmittag endete die Feier mit einem Festessen im Gemeindesaal. Ein ganz besonderer Schmaus war hier der Geburtstagskuchen, geschmückt mit 25 Kerzen, die Bischof Jean Damascene, Pfarrer Alexis und Pfarrer Kaiser anzündeten und auspusteten.
Am Abend dann und bei Einbruch der Dunkelheit machten wir uns auf den Rückweg nach Cyangugu, überwältigt von den Eindrücken der Jubiläumsfeier und der Freundlichkeit und Gastfreundschaft die uns entgegengebracht wurde. In Cyangugu erwartet uns schließlich noch ein wenig Arbeit. Wir setzten uns mit Bischof Jean Damascene und dem Diözesanökonomen Evariste zusammen, um über den Wiederaufbau Shangis zu beraten. Evariste berichtete, dass etwa 1200 Familien in Shangi durch das Erdbeben ihr Haus verloren haben, etliche Privathaushalte seien beschädigt und man habe bereits um Hilfe bei der Caritas ersucht. Die ersten finaziellen Unterstützungen habe man dazu genutzt, um provisorische Schulen, Kirchen, Sanitäranlagen und Gemeinschaftsunterkünfte zu errichten. Das Kabinett Rwandas habe schließlich bereits Anfang Mai beschlossen, die Schulen wieder aufzubauen, bislang sei vom Staat jedoch keine Hilfe eingetroffen. Mit dem Bischof und Evariste kamen wir schließlich übereinstimmend zu dem Schluß, dass St. Martin helfen wird, den Mehrzweck- und Gemeindesaal in Shangi wieder aufzubauen. Der Saal wird von den verschiedenen Gruppen und Vereinen der Gemeinde genutzt, z. B. als Versammlungsraum, für Veranstaltungen und Treffen. Er ist u. a. auch Anlaufstelle für Hilfesuchende sowie für die Arbeitslosen-, AIDS- und Familienberatung.
Am späten Abend, nach etlichen Versuchen einen Internetzugang zustande zu kriegen, gehe ich müde auf mein Zimmer. Die Anderen schlafen bereits, denn am nächsten Tag werden wir nach Nyabitimpo an die burundische Grenze fahren. Wir sind dort zu einer Priesterweihe eingeladen und die Fahrt dauert etwa drei Stunden, so dass wir bereits um 06.00 Uhr frühstücken werden. Ich sage meinem Geko „Gute Nacht“ und falle erschöpft ins Bett.
Wir sind in unserer Partnergemeinde Shangi angekommen, ich berichte heute aus dem Haus des Bischofs in Cyangugu.
Nachdem wir gestern in Kigali losgefahren sind, fuehrte unser Weg nach Butare, dort legten wir eine Pause ein. Herr Farrenkopf und seine Ehefrau begleiteten uns zunaechst ein Stueck in einem Gelaendewagen, sie wurden von dem Finanzverwalter und Oekonom der Dioezese, Evariste Abbe Nambaje, gefuehrt, waehrend wir in unserem Minibus mit unserem Fahrer Martin, Leoncie und Pfarrer Alexis voraussfuhren. Unsere Begleiter mussten zunaechst eine Werkstatt aufsuchen, um einen Reifen wechseln zu lassen.
Die Fahrt nach Butare verlief problemlos – die Strassenverhaeltnisse waren wider erwarten sehr gut, was sich ab Butare und durch den Urwald, den Nationalpark Nyungwe, rasant aenderte. Etliche Schlagloecher, teilweise so tief wie Badewannen, saeumten unseren Weg, so dass die Fahrt abseits der Strasse in unbefestigtem Gelaende oftmals komfortabler erschien. Die einbrechende Dunkelheit gegen 18.00 Uhr und die Tatsache, dass wir in Buyange recht spaet fortkamen erschwerte die Fahrt zunehmend. Letztlich passierten wir gegen 19.00 Uhr den Pfarrbereich Shangi, wo wir nur kurz anhielten und uns Herr Farrenkopf einholte. Trotz der Anstrengungen konnten wir viele Eindruecke sammeln und geniessen. Das Land hier ist einfach ueberwaeltigend – Huegel an Huegel, rote Erde bepflanzt mit Gruen in allen erdenklichen Farbtoenen, Bananen- und Teefelder, Kaffee- und Zuckerrohranbau, dazwischen einfache und aermliche Lehmhuetten und Menschen, unvorstellbar viele Menschen – Ruanda ist eines der bevoelkerungsstaerksten Laender Afrikas. Sobald unser Fahrer den Minibus nur kurz anhaelt sind wir umringt von Kindern und neugierigen Blicken – ein seltsames Gefuehl.
In Cyangugu, bei Bischof Jean Damascene, kamen wir schliesslich wohlbehalten und gut durchgeruettelt am spaeten Abend an. Der Empfang hier war sehr herzlich und wir sind komfortabel untergebracht. Muede fallen wir nach einem gemuetlichen Beisammensein und guten afrikanischem Abendessen in unsere Betten. Kleine Gekos in den Zimmern, ueber den Betten und an den Fenstern bewachen unseren Schlaf und schuetzen vor Moskitos.
Heute, am 31. Juni 2008, fuehrte unser Weg schliesslich nach Muyange, in die Nachbargemeinde Shangis – die Gemeinden gehoerten frueher zusammen, so dass heute auch hier noch ein freundschafliches und partnerschaftliches Verhaeltnis besteht. In Muyange besichtigten wir zunaechst die offiziellen Gebaude der Pafrrei, diese sind von dem Erdbeben zum Glueck doch nur leicht beschaedigt. Herr Farrenkopf stand uns hier beratend zur Seite und sieht in einer Reparatur der Gebaude keine Probleme, diese duerfte gut zu bewerkstelligen sein. Ein groesseres Problem stellt die defekte Photovoltaikanlage dar, Muyange und insbesondere das dortige Gesundheitszentrum sind auf diese angewiesen, zur Zeit wird notduerftig mit einem Dieselmotor Strom erzeugt. Die Anlage wieder in Gang zu bringen und dauerhaft zu betreiben wird eine Hauptaufgabe in Muyange sein.
Nach den Besichtigungen feierten wir mit der Gemeinde eine Messe, diese dauerte zwei Stunden und wurde vom Chor der Gemeinde feierlich begleitet – die Rhythmen, Gesaenge und Taenze sind beindruckend und beruehrten uns.
Nach dem Gottesdienst wurden wir von der Gemeinde empfangen und konnten viele Darbietungen, kleine Theaterstuecke und wieder Taenze und Gesaenge geniessen. Die einzelnen Gruppierungen, wie z. B. die Gruppe der Abendkinder, die Gruppe AIDS-Kranker und Elternvertreter stellten sich vor, viele bedankten sich fuer die in der Vergangenheit geleistete Unterstuetzung aus St. Martin und freuten sich sichtlich uns als Gaeste begruessen zu koennen. Ein Geschenk, dass emotional sehr bewegte.
Einen Hoehepunkt bildete wohl auch die Ziege, welche Pfarrer Kaiser als Geschenk fuer St. Martin ueberreicht bekommen hatte – Reiseproviant und Verpflegung fuer die naechsten Tage! ;-)
Nach dem Empfang der Gemeinde waren wir noch zu einem etwas verspaetem Mittagessen eingeladen, so dass wir gegen 17.30 Uhr die Heimreise antraten. Unser Weg fuehrte uns noch an der Grundschule in Mukoma vorbei, welche im Pfarrgebiet von Muyange liegt und durch das Erdbeben gaenzlich unbenutzbar zerstoert wurde. Herr Farrenkopf sieht hier nur die Moeglichkeit eines kompletten Neuaufbaus.
Nachdem wir Agnes in Bushenge, in der Naehe ihres Elternhauses abgesetzt hatten, kamen wir spaet abends wieder in Cyangugu an. Christian Stich sprang hier waehrend der Fahrt noch als Aushilfsfahrer ein, der Fahrer von Herrn Farrenkopf hatte naemlich bereits Feierabend gemacht. Christians Traum, einmal in Afrika einen Gelaendewagen zu fahren, erfuellte sich somit.
Morgen werden wir nun endlich unsere Partnergemeinde in Shangi besuchen. Diese soll vom Erdbeben schwer getroffen sein. Wir werden uns mit Vertretern der einzelnen Gruppen treffen und hoeren, was diese zu berichten haben.
Nun gilt es aber sich ersteinmal den roten Sand aus den Klamotten zu klopfen, vielleicht noch eine kalte Dusche und dann erschoepft, aber doch irgendwie auch gluecklich hier sein zu koennen, ins Bett zu fallen.